Samstag, 14. Juli 2012

Inception

Ich habe beim Aufräumen meiner Datensicherung dieses Review hier gefunden. Es ist schon etwas älter und direkt nach dem Kinobesuch entstanden, man möge sich also nicht wundern, wenn öfters mal vom Kinosaal oder -besuch gesprochen wird ;-)

Inhaltszusammenfassung:


Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein begnadeter Dieb, der absolut Beste auf dem Gebiet der Extraktion, einer kunstvollen und gefährlichen Form des Diebstahls: Cobb stiehlt wertvolle Geheimnisse aus den Tiefen des Unterbewusstseins, wenn der Verstand am verwundbarsten ist - während der Traumphase. Dank seiner seltenen Begabung ist Cobb in der heimtückischen, neuen Welt der Industriespionage heiß begehrt. Doch diese Existenz hat auch ihre Schattenseiten: Er wird auf der ganzen Welt gesucht und hat alles verloren, was er liebte. Eines Tages bietet sich ihm die Chance zur Rettung: Ein letzter Auftrag könnte ihm zu seinem alten Leben zurück verhelfen, aber nur, wenn ihm das absolut Unmögliche gelingt - die so genannte INCEPTION. Statt eines perfekt ausgeführten Diebstahls müssen Cobb und sein Spezialistenteam das genaue Gegenteil vollführen. Ihr Auftrag lautet nicht, eine Idee zu stehlen, sondern eine einzupflanzen. Sollte ihnen das gelingen, wäre es das perfekte Verbrechen.


Kritik:


Ich muss gestehen, daß ich dem Film "Inception" zunächst mit einiger Skepsis begegnet bin. Zwar schätze ich auf der einen Seite Christopher Nolan als guten Regisseur, dem es auch schon einmal gelingt, anspruchsvolle Filme mit knalliger Unterhaltung zu verbinden. Auf der anderen Seite jedoch steht das Tam-Tam, welches im Vorfeld um sein neustes Werk gemacht wurde, ohne dabei auch nur im Ansatz etwas aussagekräftiges über den Film zu transportieren. Und dann ist da natürlich noch Leonardo DiCaprio, der mir bislang nur in einer einzigen Rolle positiv aufgefallen ist, namentlich Gangs Of New York. Aber man ist ja (mehr oder minder) vorurteilsfrei und lässt sich schließlich von der Aussicht auf einen (hoffentlich) angenehmen Kinoabend auch gerne mal auf Experimente ein.


Die Handlung an sich liest sich hier sicherlich interessant und wird dieser Vorstellung auch gerecht. Man darf sich allerdings keine Illusionen darüber machen, daß man es von Anfang an mit leichter Kost zu tun bekommt. Gerade in den ersten 15 - 20 Minuten hat man mitunter den Eindruck, daß es ziemlich schwierig werden könnte, dem Streifen zu folgen. Nachdem der erste Storyknoten jedoch entwirrt ist, fällt es zunehmend leichter, sich auf Inception einzulassen. Man beginnt, die Charaktere und ihre Beweggründe zu verstehen und wird auch mit der Funktionsweise der Extraction, also des Gedankendiebstahls vertraut gemacht. Halt. Gedankendiebstahl? Der Titel sagt doch etwas ganz anderes aus. Völlig richtig, ein mißlungener Diebstahlsversuch führt dazu, daß zwei der Hauptfiguren ertappt werden und ihre Talente nun dazu nutzen sollen, einem arg- und vermeintlich wehrlosen Opfer nun einen neuen Gedanken einzupflanzen. Womit wir bei der Inception wären.


Nolan versteht sich wieder einmal geschickt darauf, einen Spannungsbogen aufzubauen und auch permanent auf einem guten Niveau zu halten. Gerade zu Anfang gelingt es ihm auch oft noch, den Zuschauer im unklaren darüber zu lassen, in welcher Traumebene sich seine Protagonisten nun derzeit bewegen. Spätestens zur Hälfte jedoch wird durch stilistisch absolut unterschiedliche Settings und Stilmittel klar definiert, wo man sich derzeit befindet. Was manch einer als Manko sehen mag, ist für mich persönlich aber ein durchaus gutes Mittel, um den Film nicht zu undurchsichtig werden zu lassen. Hätte der Regisseur auf diesen Kniff verzichtet, wäre Inception wahrscheinlich wirklich zu dem Hirnfick geworden, als der er durch manche Berichte dargestellt wird. So jedoch hat man zu keiner Zeit den Eindruck, völlig allein gelassen vor der Leinwand zu sitzen und sich mühsam an der Handlung entlang hangeln zu müssen, wird aber auch nicht mit zu seichter Kost schnell und billig abgespeist. Neben dieser interessanten Idee setzt Nolan wie gehabt auch auf Action, die sich mit betont ruhigen Passagen abwechselt. Es ist also kein Effektoverflow zu befürchten, auch wenn die Schnitte in den knalligen Passagen gewohnt schnell und (teilweise schon zu) hektisch gesetzt wurden.


Auch die Darsteller-Riege weiß durch die Bank zu überzeugen, speziell Leonardo DiCaprio (so, jetzt habe ich´s gesagt). Man hat jedem einzelnen Schauspieler seine Rolle abgenommen. Man hat bei der Charakterzeichnung auf platte Klischees verzichtet und den Figuren nicht nur die "Heldenrolle", wenn man es bei diesem Film so bezeichnen will, auf die Brust geschrieben. Speziell der Charakter Dom Cobb ist tiefgründiger und deutlich zerrissener, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Auch die Figur Robert Fisher steht dem in nichts nach. Zwar wäre bei den anderen Hauptfiguren sicherlich noch Platz für etwas mehr Charakterzeichnung gewesen, doch auf der anderen Seite hätte ich die Befürchtung, daß das dem Film einiges von seiner Kurzweiligkeit genommen hätte. Im Endeffekt kann man sagen, daß ein gesundes, der Unterhaltsamkeit zuträgliches, Mittelmaß gefunden wurde.


Fazit:
Was bleibt also unter´m Strich? Inception ist ein interessanter, mitreißender Film, der zugleich auch eine Tiefgründigkeit mit sich bringt, die heutzutage nicht mehr oft im Popcorn-Kino gezeigt wird. Lediglich das Ende hat mich enttäuscht, da sich schon frühzeitig abgezeichnet hat, daß der Zuschauer mit einem Abschluss in genau dieser oder zumindest ähnlicher Form konfrontiert werden wird. Nichts desto trotz tut man mit Sicherheit nicht falsch daran, den Streifen jedem ans Herz zu legen, der gut gemachte Action Thriller mit leichtem SciFi-Einschlag mag. Allerdings sollte man im Gegensatz zu vielen aktuellen VÖs eines nicht tun: Das Hirn beim betreten des Kino-Saals abschalten.


Bewertung: 9/10 Punkten



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