Freitag, 14. September 2012

"Sinnlos im Weltraum" - Dead Space 2

Inhaltszusammenfassung:


Isaac Clarke hat die Ereignisse auf der Ishimura überlebt, fristet sein Darsein nun aber - da er als Verrückter eingestuft ist - in einer Heilanstalt auf der Raumstation Sprawl. Er wird geplagt von Visionen, in denen seine tote Ehefrau zu ihm spricht - welche sich immer öfters als Necromorph entpuppt. Eines Tages gellt der Alarm durch die Station und sie verwandelt sich binnen kürzester Zeit in die Hölle. Clarke gelingt die Flucht - und er muss feststellen, dass als vernichtet geltenden Necromorphs nun auch hier aufgetaucht sind und einen Großteil der Stationsbewohner abgeschlachtet haben. Sein Kampf ums Überleben beginnt aufs Neue.



Kritik:

Das erste Dead Space zählt in meinen Augen zu den besten Horror-/ Actionspielen, die jemals veröffentlicht wurden. Ein tolles, weil sich von der typischen Kleinstadt/ Herrenhaus-Kulisse abhebendes Szenario, ein Held, der eigentlich keiner ist und eine düstere, oftmals angsteinflößende und verstörende Atmosphäre, dazu ein nicht zu knapp bemessenes (aber zur Geschichte passendes) Maß an Gewalt. Dementsprechend hoch sind natürlich auch die Erwartungen an einen Nachfolger - was zwar nicht zwangsläufig zu einer Enttäuschung führen muss, die Gefahr ist jedoch in solchen Fällen meistens sehr hoch.

Fangen wir einmal mit dem wohl wichtigsten Markenzeichen des ersten Teils an: die Atmosphäre. Ja, auch in Dead Space 2 findet man an manchen Stellen genau dieses düstere, erschreckende, was den Vorgänger ausgemacht hat, aber: dieser Effekt gibt sich logischerweise mit der Zeit. Was jedoch viel schlimmer ist, ist die Tatsache, dass der Entwickler mit fortschreitendem Spielverlauf weniger auf die Atmosphäre als auf Necro-Massen gesetzt hat. Wo früher vielleicht 3, 4 der Monster auftauchten, kommen sie hier zum Schluß hin in Horden - und zwar an immer vorhersehbareren Stellen. Damit einher geht auch die Tatsache, dass Dead Space 2 mit dem Voranschreiten auch immer unfairer - wenn auch vorersehbarer - wird. Der typische Ablauf: Isaac steht mit schußbereiter Waffe vor einer Tür und öffnet sie. Langsam schleicht man sich in den Raum, nichts passiert. Bis man schließlich den Trigger auslöst. Plötzlich springen die Biester aus allen Ecken und stürzen sich auf den armen Ingenieur. Versucht man, das Viech was von vorne kommt anzuvisieren, wird man unterbrochen, da das Viech, was hinter der Spielfigur aufgetaucht ist, ihm von hinten die Tentakel zwischen die Rippen rammt. Was also folgt ist ein relativ kopfloses Rennen von Ecke zu Ecke, immer in der Hoffnung einen guten Schuss zu landen. Das ist nicht nur auf Dauer langweilig, sondern auch demotivierend. Während dieses Prinzip mit den normalen "großen" Necromorphs aber zumindest meistens noch recht erfolgsversprechend ist, funktioniert es nicht mehr, sobald die "Kinder" auftauchen. Kleine Mistbiester, die in Gruppen von 10 bis 20 auf die Jagd gehen und zu schnell sind, um sie gezielt mit dem Plasmacutter auseinander zu nehmen. Also hier ein Tip: so früh wie möglich Munition für das Impulse Rifle sammeln und die Waffe schnellstmöglich ausrüsten. Bei den größeren Monstern gilt das bekannte Prinzip: man sollte sich darauf konzentrieren, ihnen die Gliedmaßen zu amputieren oder sie mit Speeren und Harpunen an die Wand zu tackern, statt sie mit "Blei" oder der Alternative dazu vollzupumpen. Munition ist knapp, man muss also trotz der Gegnerhorden versuchen, gezielt zu schießen. Verstärkt wird diese Notwendigkeit auch durch die Tatsache, dass die Feinde im Vergleich zu Teil 1 schneller und widerstandsfähiger geworden sind, so zumindest mein persönlicher Eindruck.

Generell ist der Spielablauf linearer als in Dead Space. Dem Spieler wird wenig Bewegungsfreiheit gelassen, man läuft mehr oder minder durch die berühmt-berüchtigten "Schlauchlevels", immer wieder unterbrochen von Monologen oder Dialogen mit den wenigen Verbündeten Clarkes. Dann werden wieder fleißig Monster gemetzelt und zwischendurch das eine oder andere Rätsel mittels Stase-/ Kinese-Fähigkeit gelöst. Die Rätsel dienen allenfalls als Auflockerung, wirklich fordernd sind sie jedoch nicht, eher im Gegenteil. Schade, hier wurde ebenfalls Potential verschenkt, wenngleich zu viel Bewegungsfreiheit auf der riesigen Station wahrscheinlich auch irgendwann dazu geführt hätte, dass der Spieler völlig verloren im Nirgendwo steht. Dennoch: der blaue Missionswegweiser ist eigentlich so nützlich wie ein Blinddarm.

Zumindest auf der technischen Seite ist aber (fast) alles in Ordnung. Die Grafik ist sehr gut, sowohl was die Cutscenes als auch die Gameplay-Grafik betrifft. Der Sound ist ähnlich gelungen wie schon im Vorgänger, auch wenn sich dieser Effekt wie schon eingangs erläutert irgendwann verliert. Zumindest haben mir zum Ende hin die zischenden Ventile als auch das Gegrunze und Gebrüll auf den Fluren keinen Schreck mehr eingejagt. Das größte Manko in dieser Hinsicht ist leider das Gameplay an sich. Die Steuerung ist genretypisch, Bewegungs- und Blickrichtung werden mit den Analogsticks gesteuert, weitere Knöpfe für´s schießen, zuschlagen etc. Aber: die Steuerung ist auf einen "Thriller" wie den ersten Teil zugeschnitten und von daher recht träge. Da Dead Space 2 sich aber schon mehr als Shooter gibt, funktioniert das nicht mehr, beziehungsweise die Trägheit wird zu einem echten Problem bei schnellen und unübersichtlichen Situationen, wie sie ab der Hälfte des Spiels häufig auftauchen. Auch das Inventar ist nicht sonderlich gelungen. Zwar wird das Ladevolumen mit jedem der käuflich zu erwerbenden Anzüge um 5 Slots aufgestockt, allerdings ist es schon unlogisch, dass ein dickes Sturmgewehr den gleichen Platz wie ein Heilspray benötigt. Zudem sind die Slots knapp bemessen, da auch die angelegte Ausrüstung schon jeweils einen Platz benötigt. Umständlich auch das aufheben der Kampfbeute: der besiegte Gegner muss erst zertreten werden, bevor man die Gegenstände aufheben kann. Das Nachladen der Waffen direkt mit der am Boden befindlichen Munition ist nicht möglich. Unnötig kompliziert.

Fazit:

Leider sind die alten Qualitäten nur noch zum Teil vorhanden. Aus dem Horrorspiel ist ein Action-Splatter-Spektake geworden, welches zwar spannend, aber streckenweise unfair ist. Die Handhabung wäre verbesserungswürdig gewesen. Schade, gegen Dead Space 1 stinkt dieser Nachfolger leider schon etwas ab. Ich hoffe für einen eventuellen dritten Teil auf eine Besinnung zu alten Stärken.

Bewertung: 6/10 Punkten

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