Sonntag, 7. Oktober 2012

Gone

Inhalt:

Teenager Jill hat noch immer mit einem traumatischen Erlebnis zu kämpfen. Vor einem guten Jahr wurde sie von einem Serienmörder entführt und konnte nur knapp entkommen. Als ihre jüngere Schwester Molly eines Nachts spurlos verschwindet, ist Jill überzeugt, dass derselbe Verbrecher dahinter steckt. Das einzige Problem: Die Polizei schenkt ihr keinen Glauben und hält Molly im Gegenteil für geistig verwirrt. Um ihre Schwester zu retten, bleibt Molly nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu fahnden.





Kritik:

Gone lockte mich mit folgender Aussage auf dem DVD-Cover: "Dieser Thriller fesselt auch ohne Gewaltexzesse." Dazu Amanda Seyfried, die ich ohnehin gerne sehe, ist sie für mich doch nicht die typische, blondierte Hollywood-Schönheit, und Wes Bentley, der seine Qualitäten für mich bereits mit "American Beauty" und "Die Tribute von Panem" unter Beweis gestellt hat und den man leider viel zu selten zu sehen bekommt. Ich liebe Thriller, jedenfalls mehr als Horror. Spannend muss es sein, da sind Schauwerte für mich nebensächlich.



Womit Gone direkt schon punkten kann, ist die Story. Hier wird der Spieß einmal umgedreht, nicht der Täter steht im Fokus sondern das Opfer. Opfer sucht Täter, statt umgekehrt, das gefiel mir schon einmal ausnehmend gut. Die Atmosphäre in Gone ist von ruhiger Natur, aber das tut dem Vergnügen keinen Abbruch, denn sie ist trotzdem dicht und düster. Keine Schockmomente, keine lauten Knalleffekte, sie wären - auch wenn ich sie eigentlich mag - hier auch definitiv fehl am Platz gewesen. Darum kann ich auch nicht verstehen, dass viele Leute sich beschweren, Gone hätte zu wenig Action, zu wenig Gewalt, denn beides ist meiner Meinung nach in einem guten Thriller nicht unbedingt notwendig. Heitor Dhalia schafft es außerdem einen konstanten Spannungsbogen aufzubauen, der zwar kaum nennenswerte Ausschläge nach oben hat, aber eben auch nicht nach unten. Er schafft es zumindest, dass man immer bei der Sache bleibt, auch wenn das große Mitfiebern mit seiner Protagonistin leider ausbleibt. Alles in allem eine solide Arbeit, mehr allerdings auch nicht. Ohne abwertend klingen zu wollen, würde ich behaupten, dass es sich um Blockbuster-Qualität für einen Fernehfilm handelt, was ja nicht zwingend schlecht sein muss.

Aber Gone hat Schwächen, die sich leider nicht einfach mit einem zwinkernden Auge übersehen lassen. Achtung, um hierauf näher eingehen zu können, muss ich leider spoilern, denn die Kritikpunkte beziehen sich in erster Linie auf die Storyline und ihre Logiklücken. In den ersten Minuten des Films wandert Jill beispielsweise mutterseelen allein durch ein riesiges Naturschutzgebiet. Es ist nicht ein Anzeichen von Angst an unserer Protagonistin zu sehen, obwohl doch nur ein Jahr zuvor ein Serienkiller genau in diesem Gebiet sie in ein Erdloch geworfen hat, aus dem sie entkommen konnte. Es entzieht sich meiner Vorstellungskraft, dass sie völlig gelassen wie auf einem Sonntagsausflug dort rumwandert. Generell macht mir die junge Frau für das, was sie erlebt hat, einen sehr gefassten Eindruck. Zwar wird hin und wieder ein Hinweis eingeworfen - etwa auf die Medikamente, die sie nimmt, die Therapie, die sie gemacht hat, die Angst, die sie abends im Dunkeln noch hat, die vierfach gesicherte Haustür und die gesicherten Fenster. Aber das reicht mir nicht. Vielleicht sollte man dies doch der schauspielerischen Leistung Amanda Seyfrieds ankreiden, auch wenn es mir schwer fällt, weiß ich doch, dass sie mehr kann als auf Kommando verängstigt gucken. Desweiteren frage ich mich, wieso der Täter nicht wusste, dass sie nicht zuhause ist, wo er doch vorher noch in ihrer Schicht im Diner gesessen hat. Oder hatte er es bewusst auf ihre Schwester abgesehen? Und wie kam er ohne eine Spur rein? Heute und auch ein Jahr zuvor? Und was ist überhaupt seine Motivation, Frauen zu kidnappen und zu töten? Leider werden viele Dinge dem gewillten Zuschauer nur lieblos hingeworfen, um eine Erwartungshaltung aufzubauen, die nicht weiter befriedigt wird. Die Figuren bleiben darum sehr blass. Wieso hat man Jill damals nicht geglaubt? Wieso hat man keine Beweise gefunden (Wie weit kann ein Mensch schon kommen, wenn er halbnackt auf der Flucht in einem Wald ist und dann in eben jenem von der Polizei aufgegriffen wird? Hat man da keinen gewissen Radius abgesucht?) Wie ist ihre Schwester so gut mit ihrem Alkoholproblem fertig geworden, dass sie schon wieder zur Uni gehen kann? Wurde die Schwester nun von der Polizei beauftragt, bei Jill zu wohnen oder nicht? Was mich besoders intensiv ärgert, waren zwei Dinge: Wes Bentleys Rolle und das Ende. Wozu war seine Rolle gedacht? Es wirkt, als hätte man hier den Faden des Polizisten, der ihr irgendwie glaubt, aufgenommen und dann lieblos wieder in die Tonne gekloppt. Das Ende...man möge mich korrigieren, wenn ich irre, aber ehrlich: Wird nicht auch Selbstjustiz geahndet? Sie zündet dieses Loch an, verbrennt den Täter, wirft die Waffe, mit der sie vorher auf ihn geschossen hat, achtlos aus dem Wagenfenster, geht heim, alles wird gut? Und in dem Abspann schickt sie der Polizei die Karte mit dem Fundort des Loches und ein paar Fotos? Nein, geht gar nicht. Das Ende wirkt wirklich wie zusammen geschustert.

Fazit:

Auch wenn der Absatz mit den negativen Kritikpunkten überdimensional wirkt: Gone ist ein guter Film. Ich bin nur so genau darauf eingegangen, weil es mich sehr geärgert hat, dass hier so viel Potenzial verschenkt wurde. Gone ist spannend, Gone hat Atmosphäre, und die Idee für die Story war eigentlich gut. Leider verblassen die Figuren und damit auch die Geschichte. Hier hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Man kann sich den Film gut einmal anschauen, vielleicht Samstag abend um 20.15 Uhr im Fernsehen. Ich freu mich, ihn gesehen zu haben, bin aber froh, dafür nicht ins Kino gegangen zu sein.

Bewertung:
5/10 Punkten

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