Dienstag, 18. September 2012

London Boulevard - "Let me take you by the hand and lead you through the streets of London"

Inhaltszusammenfassung:


Als Krimineller hat man es nicht leicht. Mitchell ist gerade frisch aus dem Knast entlassen worden, als ihn seine Vergangenheit auch schon wieder einholt. Sein alter Kumpel Billy versucht ihn dazu zu überreden, mit ihm zusammen für den Gangsterboss Gant als Schuldeneintreiber zu arbeiten. Mitch weigert sich, zunächst Billy gegenüber und schließlich auch, bei einem persönlichen Treffen, Gant gegenüber. Stattdessen taucht er unter. Zwar schlägt er das Angebot der Schauspielerin Charlotte, ihr "Mädchen für alles" zu werden aus, dennoch kommen die beiden sich näher. Für Gant die Gelegenheit, Mitchell doch noch zu einer Zusammenarbeit zu "überreden". 


Kritik:

Mit "London Boulevard" liefert William Monahan hier seinen Regie-Erstling ab. Das Genre des Gangster-Films mag hier vielleicht kein allzu leichtes Pflaster sein, haben doch bereits Größen wie Quentin Tarantino oder Guy Richtie in ebendiesem debutiert und Ergebnisse vorgelegt, die mittlerweile (zumindest im Falle von Reservoir Dogs) zum Kult avanciert sind. Auf der Habenseite kann Monahan zumindest zwei bekannte Hauptdarsteller (Colin Farrell und Keira Knightley) vorweisen, wobei zumindest Farrell ja auch bereits über Erfahrungen in diesem Bereich verfügt. Aber reicht das aus, um sich mit Reservoir Dogs oder Bube, Dame, König, Gras messen zu können?


Fangen wir einmal mit der Geschichte an. Sie klingt leicht klischeebehaftet und ist es im Endeffekt auch. Ich für meinen Teil denke aber, dass es durchaus Sinn macht, einen Charakter wie Mitchell in jedem Fall wieder mit seiner kriminellen Vergangenheit zu konfrontieren, denn bereits am Anfang des Filmes wird klar, dass er wohl eine ziemlich namhafte Figur in dieser Branche gewesen sein muss - und man mag es ihm sogar fast abnehmen, dass in seinem Fall der Knast durchaus zur Resozialisierung beigetragen hat und er eigentlich wirklich nicht wieder auf die Schiene der Illegalität abdriften möchte. Leider muss man sagen, dass dieser (einzig gelungene) Teil des Films erst sehr spät Fahrt aufnimmt. Letzten Endes ist es so, dass erst nach dem zweiten Treffen mit Gangsterboss Gant echte Spannung einkehrt - und diese findet irgendwo in der letzten halben Stunde statt. Leider muss man aber auch in diesem Teil die offensichtlichen Logikfehler vermerken (warum ist Mitchell nicht in der Lage, den Menschen, nach dem er eigentlich sucht zu erschießen, während er keine 5 Minuten später dann zum eiskalten und gewissenlosen Killer mutiert?). Die eingebettete Liebesgeschichte zwischen Mitchell und der öffentlichkeitsscheuen Schauspielerin Charlotte lässt leider jede Tiefgründigkeit vermissen und ist letztlich nicht viel mehr als schmückendes Beiwerk und allenfalls dazu angetan, "London Boulevard" noch eine zusätzliche Prise Dramatik zu verleihen - was aber auch nur bedingt funktioniert, denn die Beziehung zwischen den beiden Charakteren bleibt einfach zu oberflächlich. Auch kleine Rahmenhandlungen wie Charlottes Stalker haben nicht im geringsten was mit der Hauptgeschichte zu tun, werden in wenigen sehr kurzen Szenen abgehandelt und hinterlassen nach dem (zugegebenermaßen überraschendem und gelungenen) Ende den Eindruck, dass sie nur zur Streckung der Laufzeit gedacht waren. Schade, hier wurde viel Potential verschenkt, denn der Streifen hatte insgesamt gesehen schon einige gute Momente und auch ein gewisses Potential.

 Wie eingangs bereits erwähnt verfügt "London Boulevard" über einen Schauspielerstab, der sich sehen lassen kann. Colin Farell als Ex-Knacki Mitchell macht eine sehr gute Figur. Er agiert überzeugend und ohne große Kritikpunkte. Einzig der Charakter selber mag mitunter in seinen Handlungen etwas seltsam erscheinen (siehe das oben genannte Beispiel), aber das kann man dem Darsteller ja nicht ankreiden. Keira Knightley hingegen bleibt eher blass. Es mag nun durchaus sein, dass das auch im Sinne der ihr zugewiesenen Rolle sein mag, ich hätte mir hier aber doch etwas mehr gezeigte Spielfreude gewünscht. Äußerst überzeugend hingegen ist Ray Winstone als Gangsterboss Gant. Man mag diesen Mann einfach nicht, er ist eiskalt, skrupellos und brutal - und hat zudem ein schmutziges, kleines Geheimnis. Die interessanteste Figur wird allerdings von David Thewlis verkörpert: Jordan, ebenfalls ein Schauspieler und auf eine so herrlich bizarre Art verkorkst, dass die Szenen mit ihm ein ganz besonderer Spaß sind und für mich fast schon zu den Höhepunkten von "London Boulevard" zählen.

Fazit:


"London Boulevard" kann trotz der guten, zum Großteil überzeugenden Besetzung nicht überzeugen. Zu viele offene Enden, die nicht einmal mit der Story verknüpft sind und einfach nur wie Füllsequenzen wirken, zu viele nicht nachvollziehbare Handlungen, zu wenig Spannung über etwa 3/4 des Films. Nichts, was man unbedingt gesehen haben müsste. Schade.

Bewertung: 5/10 Punkten


3 Kommentare:

  1. Schade. Ein guter Film mit Colin Farrell wäre wieder einmal interessant gewesen. Und wenn einmal ein qualitativer Film erscheint (Ondine), erhält er nicht so viel Beachtung, wie seine Actionfilme.

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    1. Wobei ich sagen muss, Fass auch bei den Actionfilmen ein paar gute dabei waren, zum Beispiel "Das Gesetz der Ehre", welcher nicht nur auf Action gesetzt hat, sondern auch von der Handlung her zu gefallen wusste. Und auch London Boulevard hatte wie gesagt starke Momente, die leider nicht konsequent genug zu Ende gebracht wurden.

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  2. Ich fand den Film ja doch ein wenig besser, wobei ich es besonders spannend fand, hier Film und Buch vergleichen zu können. Sicherlich kein Überflieger-Film, aber mich hat er doch ausnehmend gut unterhalten, trotz manch dramaturgischer Schwäche, insbesondere wegen dem bitterbösen Ende, was ich doch schon sehr konsequent fand!

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