Als Krimineller hat man es nicht leicht. Mitchell ist gerade frisch aus dem Knast entlassen worden, als ihn seine Vergangenheit auch schon wieder einholt. Sein alter Kumpel Billy versucht ihn dazu zu überreden, mit ihm zusammen für den Gangsterboss Gant als Schuldeneintreiber zu arbeiten. Mitch weigert sich, zunächst Billy gegenüber und schließlich auch, bei einem persönlichen Treffen, Gant gegenüber. Stattdessen taucht er unter. Zwar schlägt er das Angebot der Schauspielerin Charlotte, ihr "Mädchen für alles" zu werden aus, dennoch kommen die beiden sich näher. Für Gant die Gelegenheit, Mitchell doch noch zu einer Zusammenarbeit zu "überreden".
Kritik:
Mit "London Boulevard" liefert William Monahan hier seinen
Regie-Erstling ab. Das Genre des Gangster-Films mag hier vielleicht kein
allzu leichtes Pflaster sein, haben doch bereits Größen wie Quentin
Tarantino oder Guy Richtie in ebendiesem debutiert und Ergebnisse
vorgelegt, die mittlerweile (zumindest im Falle von Reservoir Dogs) zum
Kult avanciert sind. Auf der Habenseite kann Monahan zumindest zwei
bekannte Hauptdarsteller (Colin Farrell und Keira Knightley) vorweisen,
wobei zumindest Farrell ja auch bereits über Erfahrungen in diesem
Bereich verfügt. Aber reicht das aus, um sich mit Reservoir Dogs oder
Bube, Dame, König, Gras messen zu können?
Fangen wir einmal mit der Geschichte an. Sie klingt leicht
klischeebehaftet und ist es im Endeffekt auch. Ich für meinen Teil denke
aber, dass es durchaus Sinn macht, einen Charakter wie Mitchell in
jedem Fall wieder mit seiner kriminellen Vergangenheit zu konfrontieren,
denn bereits am Anfang des Filmes wird klar, dass er wohl eine ziemlich
namhafte Figur in dieser Branche gewesen sein muss - und man mag es ihm
sogar fast abnehmen, dass in seinem Fall der Knast durchaus zur
Resozialisierung beigetragen hat und er eigentlich wirklich nicht wieder
auf die Schiene der Illegalität abdriften möchte. Leider muss man
sagen, dass dieser (einzig gelungene) Teil des Films erst sehr spät
Fahrt aufnimmt. Letzten Endes ist es so, dass erst nach dem zweiten
Treffen mit Gangsterboss Gant echte Spannung einkehrt - und diese findet
irgendwo in der letzten halben Stunde statt. Leider muss man aber auch
in diesem Teil die offensichtlichen Logikfehler vermerken (warum ist
Mitchell nicht in der Lage, den Menschen, nach dem er eigentlich sucht
zu erschießen, während er keine 5 Minuten später dann zum eiskalten und
gewissenlosen Killer mutiert?). Die eingebettete Liebesgeschichte
zwischen Mitchell und der öffentlichkeitsscheuen Schauspielerin
Charlotte lässt leider jede Tiefgründigkeit vermissen und ist letztlich
nicht viel mehr als schmückendes Beiwerk und allenfalls dazu angetan,
"London Boulevard" noch eine zusätzliche Prise Dramatik zu verleihen -
was aber auch nur bedingt funktioniert, denn die Beziehung zwischen den
beiden Charakteren bleibt einfach zu oberflächlich. Auch kleine
Rahmenhandlungen wie Charlottes Stalker haben nicht im geringsten was
mit der Hauptgeschichte zu tun, werden in wenigen sehr kurzen Szenen
abgehandelt und hinterlassen nach dem (zugegebenermaßen überraschendem
und gelungenen) Ende den Eindruck, dass sie nur zur Streckung der
Laufzeit gedacht waren. Schade, hier wurde viel Potential verschenkt,
denn der Streifen hatte insgesamt gesehen schon einige gute Momente und
auch ein gewisses Potential.
Wie eingangs bereits erwähnt verfügt "London Boulevard" über einen
Schauspielerstab, der sich sehen lassen kann. Colin Farell als Ex-Knacki
Mitchell macht eine sehr gute Figur. Er agiert überzeugend und ohne
große Kritikpunkte. Einzig der Charakter selber mag mitunter in seinen
Handlungen etwas seltsam erscheinen (siehe das oben genannte Beispiel),
aber das kann man dem Darsteller ja nicht ankreiden. Keira Knightley
hingegen bleibt eher blass. Es mag nun durchaus sein, dass das auch im
Sinne der ihr zugewiesenen Rolle sein mag, ich hätte mir hier aber doch
etwas mehr gezeigte Spielfreude gewünscht. Äußerst überzeugend hingegen
ist Ray Winstone als Gangsterboss Gant. Man mag diesen Mann einfach
nicht, er ist eiskalt, skrupellos und brutal - und hat zudem ein
schmutziges, kleines Geheimnis. Die interessanteste Figur wird
allerdings von David Thewlis verkörpert: Jordan, ebenfalls ein
Schauspieler und auf eine so herrlich bizarre Art verkorkst, dass die
Szenen mit ihm ein ganz besonderer Spaß sind und für mich fast schon zu
den Höhepunkten von "London Boulevard" zählen.
Fazit:
"London Boulevard" kann trotz der guten, zum Großteil überzeugenden Besetzung nicht überzeugen. Zu viele offene Enden, die nicht einmal mit der Story verknüpft sind und einfach nur wie Füllsequenzen wirken, zu viele nicht nachvollziehbare Handlungen, zu wenig Spannung über etwa 3/4 des Films. Nichts, was man unbedingt gesehen haben müsste. Schade.
Fazit:
"London Boulevard" kann trotz der guten, zum Großteil überzeugenden Besetzung nicht überzeugen. Zu viele offene Enden, die nicht einmal mit der Story verknüpft sind und einfach nur wie Füllsequenzen wirken, zu viele nicht nachvollziehbare Handlungen, zu wenig Spannung über etwa 3/4 des Films. Nichts, was man unbedingt gesehen haben müsste. Schade.
Bewertung: 5/10 Punkten
Schade. Ein guter Film mit Colin Farrell wäre wieder einmal interessant gewesen. Und wenn einmal ein qualitativer Film erscheint (Ondine), erhält er nicht so viel Beachtung, wie seine Actionfilme.
AntwortenLöschenWobei ich sagen muss, Fass auch bei den Actionfilmen ein paar gute dabei waren, zum Beispiel "Das Gesetz der Ehre", welcher nicht nur auf Action gesetzt hat, sondern auch von der Handlung her zu gefallen wusste. Und auch London Boulevard hatte wie gesagt starke Momente, die leider nicht konsequent genug zu Ende gebracht wurden.
LöschenIch fand den Film ja doch ein wenig besser, wobei ich es besonders spannend fand, hier Film und Buch vergleichen zu können. Sicherlich kein Überflieger-Film, aber mich hat er doch ausnehmend gut unterhalten, trotz manch dramaturgischer Schwäche, insbesondere wegen dem bitterbösen Ende, was ich doch schon sehr konsequent fand!
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