Freitag, 13. Juli 2012

Mass Effect 3

Inhaltszusammenfassung:

Nicht jeder wird überleben. Eine alte Alien-Zivilisation, bekannt als die „Reaper“, hat mit einer groß angelegten Invasion begonnen, welche nichts als eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Die Erde wurde eingenommen, die Galaxie steht am Rande der kompletten Vernichtung, und du bist der Einzige, der die Angreifer stoppen kann. Der Preis einer Niederlage ist die völlige Auslöschung.


Kritik:

Mass Effect 3, der Abschluss einer großen Trilogie - für mich DIE derzeit beste Rollenspielreihe im Sci-Fi-Sektor - und auch außerhalb dieses Subgenres einer der Spitzenreiter. Doch kann der dritte Teil nach leichten Schwächen im (immer noch spielenswerten) Vorgänger wieder an die Klasse des ersten Mass Effect anknüpfen? Ist der Abschluss der Trilogie auch das Ende von Mass Effect oder können wir auf weiteres Material hoffen?

Über die Story braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Bioware versteht es wie kaum ein anderes Studio, packende Geschichten zu erzählen, den Spieler in die von ihnen geschaffene Welt hinein zu saugen und ihn auch bis zum Ende nicht wieder los zu lassen. Das ist bei Mass Effect 3 nicht anders. Schon alleine das Intro/ Tutorial gehört in meinen Augen zum fesselndsten, was ich in den letzten Jahren erlebt habe. Es war von Anfang an klar, dass dieser Titel durchgezockt werden muss - und wären da nicht Job und Familie, wäre es einer dieser Kandidaten gewesen, die man gut und gerne auch einmal 10, 12 Stunden am Stück spielen könnte. Der Wermutstropfen dabei: Wenn man sich wirklich an dieses Prinzip gehalten hätte, wäre man innerhalb von zwei Tagen mit der Hauptstory durch gewesen - und auf diese fokussiert man sich ab der Hälfte der Laufzeit fast schon zwangsläufig. Leider sind die Nebenmissionen relativ langweilig ausgefallen, im Grunde genommen nicht viel etwas anderes als "Fliege zu Planet XYZ, sammele dort einen Gegenstand ein und bring ihn zu mir zurück." Schade, hier wurde wie schon im zweiten Teil viel Potential verschenkt, denn diese besagten Gegenstände werden durch einfaches Scannen des Planeten bereits eingesammelt. Mir wäre die Lösung wie im ersten Teil (eigenständige Bodenmissionen) weitaus lieber gewesen, es hätte mir einen guten Motivationsschub gegeben, um wirklich alle Nebenquests zu absolvieren. So bleibt leider ab einem gewissen Punkt wirklich nur noch der Fokus auf die Hauptmissionen, da beim "lustigen" Suchen und Finden irgendwann einfach nur noch Langeweile aufkommt. Diese ist dafür, wie bereits erwähnt, um so fesselnder. Besonders gefällt mir bei einem Großtei der Bioware-Titel, dass man während der Handlungsentwicklung auch das Verhältnis zwischen den einzelnen Charakteren weiter entwickelt. Liebesbeziehungen, Freundschaften, Abneigungen und blanker Hass, alles wird bedient. Gelungen! Genau so gelungen ist der Entscheidungszwang für den Spieler und die Konsequenzen seines Handelns für das komplette Mass Effect-Universum. Wer möchte schon vor der Wahl stehen, welches Volk er dem Untergang weiht?

Schattenseiten gibt es aber leider auch abseits der langweiligen Nebenquests. Das Gameplay selber... der Rollenspielanteil ist zwar im Vergleich zum zweiten Teil wieder aufgewertet worden, lässt aber die Komplexität des ersten nach wie vor vermissen. Die Missionen selber sind nach wie vor eher als Third Person Shooter zu sehen, das RPG findet also in erster Linie dazwischen statt. Auch sind die Skills noch immer sehr beschränkt. Die einzelnen Klassen spielen sich zwar leicht unterschiedlich, aber zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad kann noch zu großen Teilen auf den Einsatz der Skills verzichtet werden. Munition findet sich bis zum Schluss reichlich und die Gegner verhalten sich mitunter... nennen wir es einmal "wie geistig umnachtet". Stumpfes hechten von Deckung zu Deckung - alles erschießen, was sich bewegt - weiter hechten. So stellt sich leider das Gros der Aufgaben dar - hier wäre mehr tatsächlich mehr gewesen, die Settings sind zwar halbwegs abwechslungsreich, genau so die Gründe des Rambo-spielens... das war es aber auch schon, das Prinzip bleibt eben. Schade, hier wäre sicherlich mehr Potential vorhanden gewesen.

Was sollte noch erwähnt werden... die Grafik, sie wirkt zwar etwas altbacken, ist aber gerade in den Zwischensequenzen immer noch eindrucksvoll. Die Steuerung ist gewohnt eingängig, auch wenn sie natürlich RPG-typisch über "X zum schießen und Kreis zum springen" hinaus geht. Der Spieler wird aber im Tutorial gut heran geführt. Neu bei Mass Effect ist auch die Möglichkeit, sich vor Spielbeginn zu entscheiden, wie man spielen möchte. Klassisch als RPG, als reiner Shooter oder als interaktiver Film. Da mich persönlich die letzteren Möglichkeiten (vorerst) nicht interessiert haben, kann ich leider auch nichts zu den dort vorliegenden Stärken und Schwächen sagen, abgesehen davon, dass ME für einen Shooter einfach zu wenige Möglichkeiten hat, die in diesem Genre aber schon lange zum Standard gehören. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass dieser Spielmodus sonderlich unterhaltsam ist. Die Möglichkeit des interaktiven Filmes werde ich bei Gelegenheit noch testen, dazu warte ich aber erst auf den Extended Cut, der als kostenloser DLC kommen und das Ende noch etwas aufwerten soll. Ich bin gespannt.

Zwei ganz große Kritikpunkte: es ist zwingend erforderlich, die ersten Teile gespielt zu haben. Wer an diesem Punkt nichts mit dem Begriff "Reaper" oder "Husk" anfangen kann, sollte wirklich komplett von vorne beginnen - schon alleine um die Entwickung des Spieluniversums miterlebt zu haben. Der zweite: das Ende. Eigentlich eine ganz klare Auflösung des Metaplots, auch wenn traurigerweise darauf verzichtet wird, das Schicksal von Hauptfigur Shepards Begleitern aufzulösen. Ich für meinen Teil hätte gerne gewusst, ob Garrus, Ash + Co. überlebt haben oder nicht. Die wirkliche Katastrophe sind aber die letzten 10 Sekunden, die aus dem Finale eine Farce machen. Man möge sich selbst davon überzeugen.

Fazit:

Leider wird einiges an Potential verschenkt, dennoch ist das Spiel für alle Fans natürlich ein Muss. Generell ist es eine Empfehlung für Freunde von Sci-Fi-RPGs, aber es sei noch einmal gesagt, dass ich dringend empfehle, vorher die ersten beiden Teile durchzuspielen.


Bewertung: 8/10 Punkten

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