Donnerstag, 4. Oktober 2012

Skinheads 88

Inhaltszusammenfassung:


Eine Skinhead-Gang, "Russland 88" genannt, filmt zu Propaganda-Zwecken Videos, um sie anschließend ins Internet zu stellen und so einer breiten Masse zugänglich zu machen. Dabei umfassen einige Aufnahmen auch unbemerkt das alltägliche Leben der Gang: Der Konsum von Zigaretten, Alkohol und das Anpöbeln von Ausländern wird gefilmt. Diese nehmen den anständigen Russen laut Meinung der Gang die Arbeit weg und verunreinigen den Gen-Pool. Bald schon wird die Videokamera zu einem dauerhaften Begleiter auf ihrem Weg. Dabei kommt zum Vorschein, dass die Schwester des Gangleaders Blade einen kaukasischen Jungen datet. Diese Entdeckung führt zu einem Familiendrama, welches in eine Tragödie endet, da die Familiensituation ohnehin schon äußerst angespannt ist, denn sowohl Blades Schwester, als auch sein Vater nehmen ihn nicht ernst... (filmstarts.de)





Kritik:

Da haben wir ihn nun also, einen Film der vor seiner (offiziellen) Veröffentlichung teilweise äußerst erhitzt diskutiert wurde. Viele waren auf Grund der Berichterstattung der Ansicht, dass es sich um einen Titel handelt, den man auf Grund seiner NS- und Gewaltverherrlichung boykottieren sollte. Andere waren der Meinung, dass man dem Streifen trotzdem eine Chance geben sollte. Dann gab´s da noch die dritte Fraktion,d ie sich wegen seiner NS- und Gewaltverherrlichung einen runter... ach, vergessen wir die arischen Glanzlichter lieber. Was taugt "Skinheads 88" nun wirklich? Und was hat es mit der Zensur für die FSK18 auf sich?




Als erstes sollte man erwähnen, dass "Skinheads 88" als Mockumentary aufgemacht ist - man verfolgt also - zumindest zu Beginn - keinem festen Handlungsstrang, sondern wird mit dem Leben der Gang bekannt gemacht. Mit ihrer Weltanschauung, mit ihren Kameraden und ihren Hobbys, die da zum Beispiel "Kaukasen klatschen" heißen. Immer mit der Handkamera gefilmt, um einen möglichst authentischen Eindruck zu hinterlassen. Und man muss sagen, dass das auch gelungen ist, es kommt schon eine Art Doku-Flair auf, auch wenn natürlich unübersehbar ist, dass man es mit Schauspielern zu tun hat. Dennoch ist die Stimmung gut eingefangen. Das Problem dabei ist jedoch, dass man es oftmals nur mit Versatzstücken aus dem Leben des jeweiligen Protagonisten zu tun bekommt, so dass es recht schwer fällt, "Skinheads 88" Spannung zuzuschreiben - zumindest in der ersten Hälfte, die zum Großteil für die Einführung der Figuren und die Erklärung, warum die Truppe überhaupt dauernd eine Kamera dabei hat verwendet wird. Schade, denn zwischendurch kam es hierdurch zu einigen Längen. Spannung baut sich erst dann auf, wenn die Beziehung zwischen der Schwester Blades und dem Ausländer ans Tageslicht kommt, ab diesem Moment wirken die Aufnahmen weniger bruchstückhaft. 

Bemerkenswert finde ich auch, dass das Team um Regisseur Pavel Bardin es besonders zu Beginn verpasst (oder eher darauf verzichtet), die Gewaltausbrüche der Gang reflektiert darzustellen, auch wenn ich nicht so weit gehen würde, denjenigen, die in dem Streifen eine Verherrlichung des Neo-Nazitums sehen, recht zu geben. Ich will nicht sagen, dass man es gänzlich verpasst, dieser Thematik einen differenzierten Anstrich zu geben, spätestens die Begegnungen mit Blades Familie zu seiner Geburtstagsfeier und nicht zuletzt auch das starke Ende des Films zeigen schließlich doch ganz eindeutig, wohin der blinde Hass auf alles und jeden, der kein Russe ist führen können. Zudem gelingt es dem Team auch recht gut die Entwicklung von einer reinen Schlägertruppe bis hin zu einer Vereinigung mit fast schon terroristischen Tendenzen aufzuzeigen. In dieser Hinsicht wurde der passende Zeitpunkt für den Übergang also nicht verpasst.

Ich hatte zu Beginn ja das Thema Zensur erwähnt. Ja, Skinheads 88 ist in der offiziellen deutschen Version geschnitten - und ich kann es in diesem speziellen Fall nachvollziehen und finde es zu einem gewissen Teil sogar gut. Die Schnitte beziehen sich in erster Linie auf zwei Szenen. Eine Autofahrt, bei der ein Lied der russischen Band Kolovrat (Hakenkreuz) lautstark mitgesungen wird und ein Auftritt von Blade, der live on stage einige rechtsradikale Songs unter´s Volk bringt. Ärgerlich ist also nur der letzte Schnitt, der zum Teil wohl leider auch als Handlungsschnitt zu sehen ist, da er neben dem Posen vor einer Hakenkreuzfahne ebenfalls auch eine Besprechung zum geplanten Anschlag auf einen Wochenmarkt unter den Tisch fallen lässt. Dennoch: alles in allem vertretbar.

Fazit:

Wenn "Skinheads 88" nicht gerade in der ersten Hälfte doch einige Längen hätte und unter der bruchstückhaften Erzählweise kranken würde, hätte mit Sicherheit ein sehr ansprechendes Werk daraus werden können. Die Messlatte liegt mit "American History X" allerdings sehr hoch und im direkten Vergleich kommt man leider nicht über das Mittelmaß hinaus - besonders da ich besonders in Hinsicht auf die Familienstory doch schon extreme Parallelen sehe, die man fast schon als Kopie ansehen könnte.

Bewertung: 5/10 Punkten

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