Montag, 29. Oktober 2012

Hobo with a shotgun | Rutger haut wieder

Hobo with a shotgun (CAN 2011)

Regie: Jason Eisener

Darsteller: Rutger Hauer, Brian Downey, Molly Dunsworth, Nick Bateman, Gregory Smith u.a.

Laufzeit: 82:31 Minuten (uncut)
Freigabe: SPIO/ JK: strafrechtlich unbedenklich

"Hobo" in der OFDb 
"Hobo" bei schnittberichte.com

Inhaltszusammenfassung: 

Ein Landstreicher (Hauer) kommt als Zugtramper in der Stadt Hope Town an. Das der Name allerdings nicht mehr als eben dieses - ein Name - ist, zeigt sich schnell. So wird der Landstreicher, kaum dass er angekommen ist mit einer grausamen Ermordung durch den Gangster Drake (Brian Downey) und seine Söhne konfrontiert. Er, der eigentlich nur seine Ruhe und seinen Traum (sich einen Rasenmäher zu kaufen und damit ein eigenes Geschäft aufzubauen) leben möchte, gerät immer tiefer in die Machenschaften der Familie. Als er schließlich eine junge Prostituierte (Molly Dunsworth) rettet, findet er sich selbst auf der Abschussliste wieder - und greift schließlich zur Waffe, um die Straßen zu säubern.

Kritik:

Kenner des Grindhouse-Projektes der Herren Rodriguez und Tarantino wissen vermutlich auch um die Faketrailer, die zur Produktion der Filme "Planet Terror" und "Death Proof" angefertigt wurden. Einige davon wurden in der Fangemeinde so gut aufgenommen, dass sie von den verantwortlichen schließlich auch umgesetzt wurden - siehe das Beispiel "Machete". Auch "Hobo with a shotgun" war einer dieser Trailer, anders als der große Bruder mit Danny Trejo konnte man hier jedoch nur auf ein beschränktes Budget von 3 Millionen Dollar und dementsprechend auf ein weitaus kleineres Staraufgebot zurück greifen. Kann der Titel dennoch mithalten?

Wenn man sich die Handlung des Titels so anschaut, vermag man zu glauben, dass die Geschichte doch sehr an den Haaren herbei gezogen wirkt - diesen Punkt werde ich an dieser Stelle auch sicherlich nicht schönreden. Die Story ist dumm bis auf die Knochen und das, was dahinter steckt ist altbekannt. Bislang ist aber meines Wissens nach noch niemand auf die Idee gekommen, einem Obdachlosen die Rächerrolle aufzudrücken ("Surviving The Game" mit Ice-T zählt nicht!). Innovationspreise gewinnt man also sicherlich nicht, auch nicht gerade die Auszeichnung für die logischste Geschichte. Schnell zeigt sich jedoch, dass Regieneuling Eisener das sicherlich auch nicht wollte, denn "Hobo with a shotgun" ist von der Optik her eindeutig an das Grindhousekino der 70er/ 80er-Jahre angelehnt, was sich nicht nur in der allgemeinen optischen und akustischen Gestaltung niederschlägt, sondern zum Beispiel auch auf die Sets, die eindeutig genau so Retro sind wie das Intro des Filmes. Vor allem merkt man dem Streifen zu jeder Zeit an, dass er sich selbst nicht im geringsten Ernst nimmt, sondern viel mehr bewusst auf die Trash-Schiene setzt. Als Beispiel hierfür sei nicht nur der überpropotionale Blutgehalt, sondern auch das Auftreten der beiden Steampunk-mäßigen Schurken im letzten Viertel des Filmes genannt. So kann man auch gut und gerne mal darüber hinweg sehen, dass "Hobo with a shotgun" zwar nicht übermäßig spannend ist, dafür aber größtenteils mit durchgetretenem Gaspedal über die Piste brettert.

Das Trashargument greift im Übrigen nicht nur bei der technischen Umsetzung des Filmes, auch die Schauspieler dürfen gut und gerne als "trashig" eingestuft werden. Nicht dass man mich jetzt falsch versteht: ich mag Rutger Hauer und spätestens seit "Hitcher" sollte klar sein, dass der Mann doch ein sehr guter Schauspieler ist. In diesem Fall jedoch wird bei allen Beteiligten gezielt auf gnadenloses Overacting gesetzt, was auf der einen Seite natürlich schon durchaus als stimmig bezeichnet werden kann, auf der anderen Seite aber in einer (vor allem was die beiden Söhne Drakes betrifft) gewissen Art und Weise auch schon penetrant ist. Dennoch: auch hier muss man sich unbedingt ins Gewissen rufen, wo die Wurzeln des Titels liegen und in welche Richtung der Marschbefehl galt.
Und wenn wir schon beim Thema übertrieben sind, können wir an dieser Stelle auch gleich auf die (meiner Meinung nach durchweg handgemachten - und das nicht einmal schlecht) Effekte zu sprechen kommen: auch an dieser Ecke ist Übertreibung pur angesagt. Es fliegen Körperteile ohne Ende, es wird verstümmelt und gemordet wohin das Auge blickt - und die Kamera hält fleißig drauf. Die Gewaltdarstellung ist mit Sicherheit Geschmackssache und man sollte auch nicht anfangen, sich die Frage zu stellen, ob sie nun in diesem Umfang für die Handlung des Filmes erforderlich ist. Das ist sie nämlich eindeutig nicht, vielmehr möchte man sagen, dass sie absolut selbstzweckhaft ist. Aber auch darin meint man mitunter einen gezogenen Hut vor den Filmen aus den bereits genannten Epochen zu erkennen. Die sicherlich vorhandene Härte wird durch den bereits erwähnten Verzicht auf Realitätsnähe jedoch auch wieder etwas zurück genommen. Als passendster Vergleich fällt mir spontan Peter Jacksons Frühwerk "Braindead" ein, welches zwar noch einige Schritte weiter gegangen ist, aber durch die Häufigkeit und Übertreibung der Splatter-Szenen jegliche Ersthaftigkeit verlor.


Der Fake-Trailer zu "Grindhouse":
 
Der deutsche Trailer zum fertigen Film:
Fazit:  "Hobo with a shotgun" wird die Fans mit Sicherheit spalten. Die einen werden die überzogene und unnötige Gewaltdarstellung sowie den Selbstjustiz-Kontext sicherlich (nicht zu unrecht) kritisieren, die anderen, vorwiegend wohl die Trashfreunde, werden sich über eine überzogene B-Movie-Splatter-Granate freuen. Wo man sich nun einordnet, muss man selbst heraus finden. Den Titel mit einer Bewertung zu erschlagen, scheint mir beinahe unmöglich, von daher:   
Bewertung: 3/10 Punkte
8/10 Punkte (für Trashfreunde)

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