Mittwoch, 8. August 2012

Drive

Inhaltszusammenfassung:

Der Driver (Ryan Gosling) hat ein Leben, welches nicht gerade dem Standard entspricht. Ja, der gute Mann verdient einen Teil seines Geldes als Automechaniker. Interessanter ist jedoch, dass er sich ein Zubrot als Stunt-Fahrer verdient - und seine Kenntnisse auch oftmals dazu benutzt, sich als Fluchtfahrer für Kriminelle zu betätigen. Dabei sind seine Regeln klar: ein festes Zeitfenster, er trägt keine Waffen und er fährt nur. 

Sein Leben droht aus den Angeln zu geraten, als er seiner Nachbarin Irene (Carey Mulligan) näher kommt - ohne zu wissen, dass sie die Frau eines derzeit inhaftierten Kriminellen ist. Als ihr Ehemann schließlich aus dem Knast kommt, droht sich sein Leben nochmals zu verändern: Standard, so der Name, hat im Knast Schulden gemacht und soll nun für seine Gläubiger eine Pfandleihe ausräumen. Um ihm - und damit auch seiner Fast-Freundin - zu helfen, erklärt der Driver sich bereit, den Fluchtwagen zu fahren. Das Ding geht schief, Standard stirbt, die Situation eskaliert.


Kritik:

Ich bin immer skeptisch, wenn ein Film von Kritikern als auch der Community so hoch gelobt wird. Meistens hat man eine Erwartungshaltung, die letzten Endes eigentlich nur enttäuscht werden kann. Da "Drive" aber unisono und überall gute Kritiken eingefahren hat und zudem mit Gosling und Ron Pearlman zwei sehr gute Schauspieler zu bieten hat, hoffte ich darauf, dass es in diesem Fall nicht so ist. Die Skepsis wurde durch den Umstand, dass sich bei dieser Thematik zwangsläufig der Vergleich zur "Transporter"-Trilogie (welche ich sehr schätze) aufdrängen würde wieder deutlich verstärkt.

Der Film ist stilistisch sehr an die 80er Jahre angelehnt, was vor allem der verwendete Soundtrack unterstreichen soll. Hier muss ich jedoch leider sagen, dass ich mich nicht in die "glorreichen" 80er zurückversetzt fühle, die ich in Sachen Action mit Darstellern wie Stallone und Schwarzenegger und Regisseuren wie McTiernan oder Walter Hill (kleine Randnotiz: dessen von der Thematik her sehr ähnliche Film "Driver" ist übrigens eine wirkliche Empfehlung!) verbinde. Also meistens stumpf, dafür aber geradeheraus ins Gesicht. Die Musik ist nicht stimmig, vielmehr fühlte ich mich oftmals an die Soundtracks von irgendwelchen alten Softpornos erinnert (ja, ich war auch mal jung, möchte mich aber nicht detaillierter zu diesen Erfahrungen äußern). Für die Atmosphäre des Films ist das nicht sonderlich zuträglich - allerdings muss man auch sagen, dass diese meiner Ansicht nach generell nicht sonderlich gelungen ist. Zu lange Einstellungen, in denen man mitunter gefühlte Ewigkeiten auf eine Reaktion eines Darstellers wartet, zu viele Längen vor allem über die komplette erste Hälfte des Films. Regisseur Winding Refn (dessen Pusher-Filme übrigens sehr zu empfehlen sind) mag damit zwar versucht haben, die Beziehung der Charaktere untereinander so genau wie möglich zu beschreiben und beim Zuschauer ein Verständnis für diese herauszuarbeiten, aber ich bin der Meinung, dass weniger hier auf jeden Fall mehr gewesen wäre. Echte Spannung baut sich dadurch auch erst ab dem Moment auf, in dem der geplante Überfall in die Hose geht, abgesehen vielleicht von der Verfolgungsjagd ganz zu Beginn des Streifens, welche durchaus in der Lage war zu zeigen, dass man auch ohne großartige Crashes und sich überschlagende Wagen ein spannendes Wettrennen um die Freiheit zu inszenieren. Einer der wenigen echten Pluspunkte von "Drive".

Auch die Darsteller waren nicht in der Lage, mich zu überzeugen. Gosling mag hier einen stoischen und durch wenig zu erschütternden Charakter geben, allerdings passt die Minimalmimik, wie sie ein Jason Statham durchaus erfolgreich an den Tag legt, nicht zu ihm. Auf mich wirkte er in vielen Einstellungen eher wie ein Autist, der krampfhaft versucht, diesen Umstand zu unterdrücken. Auch Casey Mulligan als seine Liebschaft vermochte nicht, mich zu überzeugen, sie wirkte ebenfalls sehr blass. Routiniert hingegen ging Ron Pearlman zur Sache, sein Gangster Nino ist auch wirklich ein Gangster. Die größte Überraschung für mich war jedoch Albert Brooks als sein Partner Bernie - hier hat man tatsächlich ein großes Maß an Spielfreude und einen überzeugenden Mafioso ohne Skrupel vorfinden können. 

Wie ich eingangs schon erwähnte, braucht Drive eine ganze Weile, bis er in Gang kommt, dafür geht es dann aber Knall auf Fall. Und mit dem steigenden Grad an Action steigt auch der Gewaltgrad - und das drastisch. Einige der Einstellungen sind wirklich sehr brutal und blutig geraten - widersprechen aber irgendwie der kompletten Selbstdarstellung des Drivers, welcher sich ja sogar weigert, Waffen zu tragen. Dass von jetzt auf gleich ein eiskalter Killer ohne jegliche Skrupel aus ihm wird, ist in meinen Augen trotz der Extremsituation in der er steckt unglaubwürdig. 

Fazit: 

Schade. Viel mehr kann man nicht sagen. Bei Drive wurde eine Menge Potential verschenkt. Zu viele Längen, zu blasse (Haupt-)darsteller, zu wenig Spannung und Atmosphäre. Unter´m Strich bleibt also nur eines: Willkommen bei meiner Gurke des Monats. Auch auf die Gefahr hin, dass manch einer jetzt behaupten mag, ich hätte den Film nicht verstanden.

Bewertung: 2/10 Punkten

4 Kommentare:

  1. Ich weiß nicht, was es bei dem Film nicht zu verstehen gibt, aber zu behaupten, dass der Film keine Atmosphäre hätte ist schlicht und ergreifend falsch bzw. nicht nachvollziehbar.

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  2. Die Aussage galt auch eher in die Richtung meines direkten Bekanntenkreises, aus dem gerne einmal eine solche Aussage kommt, wenn ich einen Film, der dort sehr beliebt ist, anders sehe. "Ich fand den Film nicht gut, weil (diverse Gründe)" Antwort: "Ach, du hast den nur nicht verstanden."

    Ich habe dem Film die Atmosphäre nicht vollends abgesprochen. Zu einem rundum atmosphärischen Film gehört für mich aber eben ein Soundtrack, der mich auch in einer gewissen Form anspricht. Das ist hier nicht gegeben, auch wenn es natürlich zum Film passt. Zudem stören die von mir angesprochenen Längen - zumindest meiner Ansicht nach - die Stimmung auch ungemein.

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  3. Ich hab den Film mitgeschaut...als großer Gosling-Fan. Und ich muss mich dem jungen Blogger hier leider anschließen. Was ich an Atmosphäre verspürt habe, war folgendes: die anfängliche Autofahrt war sehr spannend, da war ich wirklich sehr überrascht und dachte noch so bei mir "Woah, eine Verfolgung ohne Staubwolken und unnötig unrealistische Stunts...und dann so spannend, dass ich mir gleich die Nägel abkau...und dann dieser Typ mit diesem Blick...yummi!". Aber leider wurde ich da arg enttäuscht. Was dann noch an Atmosphäre da war, waren die Blickkontakte zwischen dem Driver und Irene...überhaupt hat Gosling mich zumindest mit den Blicken, in denen man tatsächlich lesen konnte, überzeugt. Aber der Rest...sorry, aber gerade bei der Szene, wo er auf der Fensterbank sitzt und sie vor ihm steht...und sie sich eeeeewig anstarren...nein, tut mir Leid, solche Passagen gab es zu oft. Ein wenig zu sehr ausgereizt. Ich kann auch wirklich das Philosophische, Poetische, was dem Film angedichtet wird, nicht finden. Nach der ersten Hälfte des Films schlaf ich beinahe ein, und dann wird mit einem Schlag ins Gesicht dem Mädchen im Bad die Rübe weg geblasen...und ab da artet es dann in ein halbes Blutbad aus. Äh, ja. Natural Born Killers war auch nicht philosophisch, obwohl das alle behauptet haben, damit sie eine Ausrede hatten, das Gemetzel toll und kultig zu finden.

    Sicher sind all diese Punkte meinungsabhängig. Aber man möge mir eine Rezension zeigen, die frei von Wertung ist und objektiv. Um so eine zu sehen, würd ich sogar Geld zahlen. Aber letzten Endes sind Geschmäcker eben verschieden, und unseren hat Drive nun einmal nicht getroffen. Ich gehe jetzt sogar noch einen Schritt weiter und reihe Drive in die lange Reihe der (in meinen Augen) überflüssigen Filme ein wie z.B. Garden State, Broken Flowers, Lost in Translation, Trust...und so weiter und so weiter.

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  4. Alles Schwätzer, außer Du lieber burnedeyez!

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