Dienstag, 7. Februar 2012

Insanitarium (Film-Rezension)

Inhalt:
Seit dem Tod ihrer Mutter leidet Jacks Schwester unter schweren psychischen Problemen, welche sich schließlich in einem Selbstmordversuch manifestieren. Das führt dazu, daß sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Jack jedoch ist der Meinung, daß seiner Schwester dort nicht geholfen werden soll, sondern daß dort alles nur noch schlimmer werden wird. Er beschließt, sich selber einweisen zu lassen, um sie dort heraus zu holen. Was er nicht wissen kann: der Klinikleiter experimentiert dort mit einem neuen Medikament, welches die "vorsinnflutlichen" Heilmethoden ablösen soll. Leider gibt es auch eine Nebenwirkung. Das Medikament macht aus den Versuchspersonen blutrünstige, unkontrollierbare Kannibalen...

Kritik:
Die Thematik an sich liest sich recht interessant, gab es bislang doch noch nicht so viele Filme dieser Art, die in einer psychiatrischen Anstalt gespielt haben. Na ja, einige schon... aber es ist trotzdem etwas anderes, als halbnackte Teenies im Wald / der Wüste / dem Landhaus der Eltern vor einem maskierten Wahnsinnigen mit einer mächtig großen Hieb- oder Stichwaffe weglaufen zu sehen. Aus diesem Grund habe ich mir den Film in der Videothek mitgenommen. Der Schauplatz an sich wird auch sehr effektiv eingesetzt, da zunächst wirklich alles auf den ganz normalen Wahnsinn, den man in einer solchen Institution erwartet, hinweist. Hier kamen fast schon ein bisschen die Erinnerungen an Kubricks "Einer flog über das Kuckucksnest" hoch. Bedrückend umgesetzt und die Charakterzeichnungen der Insassen passen auch sehr gut. An dieser Stelle muss man sagen, daß Buhler ein gutes Händchen für Kulisse und Komparsen hatte.

Der Einstieg in den Film ist zwar zunächst ein wenig langatmig, spätestens mit der Inhaftierung Jacks in den Hochsicherheitstrakt nimmt der Streifen jedoch Fahrt auf und beginnt auch, die Spannung und Athmosphäre, die sich aus dem Szenario heraus holen lässt, voll auszunutzen. Man beginnt mit der sympathischen Hauptfigur mitzufiebern und erwischt sich teilweise schon dabei, daß man ihr die Daumen drückt, wenn sie wieder einen Fluchtplan ausheckt und dabei die Unterstützung der Mitinsassen sucht. Später dann, wenn die "Helden" dann tatsächlich versuchen, aus der Klinik heraus zu kommen, kommt es immer wieder zu Angriffen der Kannibalen, zu verzweifeltem Widerstand gegen die in Scharen auftauchenden Gegner - auch hier also: Tempo pur. Langeweile ist bei mir zu keiner Zeit aufgekommen, da die Action den Film bestimmt und durchweg spannend hält. Allerdings sollte man nicht erwarten, daß der Film sich auch durch Humor trägt. Es gibt zwar den einen oder anderen trockenen, situationsbezogenen Witz, aber wir haben es hier eindeutig nicht mit einer Komödie zu tun. Unerwähnt bleiben sollte auch nicht, daß die unvermeidlichen Klischees ebenfalls bedient werden (Pillendealender Irrer, großer schwarzer Wachmann, nymphomane Irre etc.), jedoch nicht so ausgiebig, wie es in den meisten modernen Slashern der Fall ist.

Die Charaktere selber sind gut besetzt und die Schauspieler liefern eine durchweg passable Leistung ab. Man nimmt ihnen die Rollen, die sie spielen ab, genau so wie die zur Schau gestellten Emotionen. Der einzige, der hier etwas aus der Reihe fällt ist Peter Stormare, der den Klinkleiter mit etwas zu viel Enthusiasmus wahnsinnig erscheinen lassen will. Ich würde nicht sagen, daß das gezieltes Overacting ist, sondern wohl unbeabsichtigt herein gekommen ist - die anderen Charaktere sind dafür einfach zu glaubwürdig. Aber dieser kleine Faux Pas mindert den Gesamteindruck, den die Schauspielerriege bei mir hinterlassen hat nur ein Wenig, nichts also woraus ich dem Streifen jetzt einen Strick drehen würde.

Die Synchro ist gut gelungen und unterstreicht die Darsteller noch einmal. Die Sprecher sind genau so motiviert und glaubwürdig wie die Figuren und passen recht gut.

Die SPIO-Freigabe lässt schon vermuten, daß auch ein gewisser Gewaltfaktor mit im Spiel sein dürfte. Dieser kommt vorwiegend im letzten Drittel zum tragen, nachdem den Versuchspersonen die Flucht aus ihren Isolationszellen gelungen ist und sie frei durch die Klinik streifen können. Die Effekte sind hier handwerklich gut umgesetzt und bieten keinen Grund zu meckern. Was am Anfang an Blut gefehlt hat, wird jetzt ausgiebig nachgeholt. Diverse Fress-Szenen (die natürlich in ihrer Umsetzung nicht so hart sind, wie man sie aus alten Kannibalenschockern Marke Cannibal Ferox etc. kennt, aber immer noch recht deftig daher kommen), eine Lobotomie, diverse spritzende Stich- und Schnittverletzungen... es schmaddert also ordentlich, so daß Gorehounds zumindest zum Schluß hin auf ihre Kosten kommen werden. Erfreulicherweise wurde, obwohl sich das Szenario für so etwas geradezu anbieten würde, auf den Einsatz von Torture Porn-Elementen verzichtet.

Fazit:
"Insanitarium" bietet 85 Minuten Unterhaltung auf gutem Niveau. Actionreich und stimmig umgesetzt, sieht man gerne darüber hinweg, daß sich viel bei Klassikern verschiedener Genres bedient wurde. Dabei heraus gekommen ist ein Film, den man am passensten mit "Einer flog über das Kuckucksnest" meets "Re-Animator" meets "Dawn Of The Dead" beschreiben lässt. 

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